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Deutschland fährt wieder hoch

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Das öffentliche Leben stand im Frühjahr weitgehend still. Seit Anfang Mai ist wieder etwas Bewegung reingekommen. Bund und Länder haben die Corona-Regeln gelockert, Deutschland fährt wieder hoch. Friseure gehörten zu den ersten Berufsgruppen, die ein Handwerk nah am Kunden wieder aufnehmen durften. Museen sollen für den Kulturbetrieb eine Vorreiterrolle einnehmen. Für PRÄVENTION AKTUELL Grund genug, sich bei einem Friseur und in einem Museum die Schutzmaßnahmen in der Anfangszeit nach den Lockerungen einmal näher anzusehen.

von Holger Schmidt und Andreas Arnold
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Auf dem Weg ins Museum

Viermal Weltmeister, dreimal Europameister – die Erfolge der deutschen Fußballer können sich wahrlich sehen lassen. Hinzu kommen noch die zwei WM- sowie acht EM-Titel der Frauen. Im Laufe der Jahrzehnte ist eine stattliche Trophäensammlung entstanden.

Ihre Heimat haben die Pokale in Dortmund gefunden. Im Deutschen Fußballmuseum werden die Trophäen aufbewahrt. Die Besucher können sie sich in der Ausstellung anschauen, in der sogenannten Schatzkammer. Aber Fußball und Museum – passt das überhaupt zusammen? Ja, sagt Manuel Neukirchner und der Museumsdirektor erklärt auch, warum.

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Wer diese emotionale Vermittlung erleben will, muss erst einmal hinein. Das ist seit dem 7. Mai wieder möglich. Mit Auflagen. Die grundsätzlichen Hygiene- und Schutzregeln gelten auch im Museum für die Besucherinnen und Besucher: Der Mindestabstand von 1,50 Metern muss eingehalten werden, Händehygiene sowie das Tragen von Mund-Nasen-Bedeckungen sind Pflicht. Menschen, die sich krank fühlen oder Symptome zeigen, erhalten keinen Zutritt.

Das Online-Ticketsystem soll sicherstellen, dass in jeder Stunde maximal 75 Personen Eintritt erhalten und dass sich nie mehr als 300 Menschen gleichzeitig im Museum aufhalten – normalerweise sind 1200 Besucher erlaubt. Für Kurzentschlossene gibt es meist noch ein Restkontingent an der Tageskasse, die mit einer Trennwand der Corona-Situation Rechnung trägt.

Wer online eine Eintrittskarte gekauft hat, kann gleich ins Museum und in die Ausstellung hinein, ohne Schlange stehen zu müssen. Und schon auf dem Weg in die Ausstellung geht das Erlebnis los.

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Über eine Rolltreppe fährt der Besucher zunächst hoch in die zweite Etage. Links und rechts von sich sieht er im Comicstil gemalte Fans aller möglichen Klubs an den Wänden und kann dabei auch den einen oder anderen Promi entdecken: BAP-Sänger Wolfgang Niedecken in Kölner Kluft, Tote-Hosen-Frontmann Campino im Düsseldorfer Dress oder Bochums Edelfan Herbert Grönemeyer im VfL-Trikot.

Aus den Lautsprechern ertönen während der Rolltreppenfahrt Sprechchöre. Und schon fühlt man sich ein wenig wie beim Weg ins Stadion. Das Gefühl setzt sich beim Gang durch den Spielertunnel fort. Hat man die Fotografen passiert, geht es mit der eigentlichen Ausstellung los. Und zwar mit den Helden, die 1954 das Wunder von Bern möglich machten.

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In der Ausstellung

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Gleich der erste Raum versetzt die älteren Museumsgäste zurück in ihre Kindheit. Und alle anderen bekommen einen Eindruck davon, wie sich das anfühlte 1954: Damals, als Rahn aus dem Hintergrund zum 3:2 gegen Ungarn traf und Deutschland zum ersten WM-Titel schoss.

„Aus! Aus! Aus! Aus! Das Spiel ist aus!“, schrie der legendäre Radioreporter Herbert Zimmermann beim Abpfiff völlig euphorisch. Natürlich ist auch er zu hören und die Szenen des Spiels laufen dazu auf einem alten, kleinen Schwarz-Weiß-Röhrenfernseher. Jeder kennt den Kommentar und die Bilder, sie sind deutsche Geschichte. Wie man den Besucherinnen und Besuchern der Ausstellung trotzdem einen Mehrwert bieten kann, war das Problem, das es für Manuel Neukirchner zu lösen galt.

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Unter den 1600 Exponaten befinden sich besondere Stücke wie die erste Meister-Trophäe Viktoria, die nach dem Zweiten Weltkrieg lange verschollen war und erst 1990 wieder auftauchte. Aber auch Skurrilitäten wie die Asche von „Kraken-Orakel“ Paul, der bei der WM 2010 den Ausgang aller Spiele der DFB-Auswahl richtig voraussagte. „Wir haben aber keine Mona Lisa, die so ehrfürchtig hinter Glas zu bestaunen wäre, dass sich eine Inszenierung verböte“, erklärt Manuel Neukirchner.

Den Endspielball von 1954 - zu sehen ist übrigens nicht das Original, weil das noch bis Ende September für eine Fußballausstellung an das Günter-Grass-Haus nach Lübeck ausgeliehen ist - bezeichnet der Museumsdirektor immerhin als „Kronjuwel“ und „Gral des deutschen Fußballs“. Denn dessen Bedeutung geht über den Fußball hinaus, wie Manuel Neukirchner erläutert.

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Um aus den Exponaten eine Ausstellung zu machen, mussten Manuel Neukirchner und sein Team bei der Konzeption bei Null anfangen. Ein nationales Fußballmuseum, für das eigens eine Architektur entworfen wurde, gibt es sonst nirgendwo.

In Dortmund habe man dabei „von innen nach außen gedacht“, erklärt der Museumsdirektor. „Wir haben uns am Besucher orientiert.“ Heißt: Erst stand die Planung des Ausstellungserlebnisses, dann folgte die Ausschreibung der Architektur. Der Plan ging auf. Mehr als 200.000 Menschen besuchen jährlich das 2015 eröffnete Fußballmuseum.

Pandemien wie Corona hatte bei der Konzeption niemand im Hinterkopf. Und dennoch hilft die Gestaltung der Ausstellung, wildes Gewusel auf den ohnehin weitläufigen 7.700 Quadratmetern Geschossfläche zu verhindern. Das vorhandene Personal lenkt im Eingangsbereich und im Foyer die Besucherströme so, dass die Abstandsregeln eingehalten werden. Auch in der Ausstellung kommen sich die Menschen nicht in die Quere. „Wir haben ein Einbahnstraßenprinzip beim Rundgang“, führt Manuel Neukirchner aus.

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Der Rundgang führt im Obergeschoss durch die Geschichte der Nationalmannschaft. Oder besser: Nationalmannschaften. Denn die DFB-Frauen und die Auswahl der ehemaligen DDR haben ebenfalls ihren Platz gefunden. Und selbstverständlich sportliche Tragödien wie das berühmte Wembley-Tor von 1966 oder Triumphe wie der zweite WM-Titel von 1974. Wer mag, kann einmal eine 180-Grad-Drehung vollführen und sich dabei fühlen wie Gerd Müller, als er im Finale zum 2:1 gegen die Niederlande traf.

Ach ja, und 1974 wurde auch eine ganz besondere Tradition begründet, die 1994 mit „Far away in America“ enden sollte – die der WM-Songs… auch die gibt es im Fußballmuseum, auch dafür gibt es coronabedingte Regeln.

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Einzeln in bestimmte Räume einzutreten, ist die eine Sache. Die interaktiven Elemente in der Ausstellung sauber zu halten, ist das andere. Es gibt viele Touchscreens zu bedienen und Knöpfe zu drücken.

Bei einem Miniaturnachbau des Stadions in Rom beispielsweise kann der Besucher entscheiden, was passiert: Will er das Duell zwischen Guido Buchwald und Argentiniens Star Diego Maradona im Finale von 1990 noch einmal erleben? Will er sehen, wie Franz Beckenbauer nach dem WM-Triumph einsam und gedankenverloren über den Rasen spaziert? Oder will er Andreas Brehme zum Strafstoß antreten lassen, den er zum 1:0-Siegtor verwandeln wird? Der Elfmeterpunkt gehört übrigens auch zu den Ausstellungsstücken.

Ein Knopfdruck löst die jeweilige Szene aus, hinterlässt aber auch Fingerabdrücke und birgt damit eine mögliche Ansteckungsgefahr. „Wir haben die Hygienemaßnahmen intensiviert“, versichert Manuel Neukirchner. Touchscreens und Knöpfe würden regelmäßig gereinigt und desinfiziert. „Wir wollen restriktiver statt lockerer sein. Einfach aus unserer Verantwortung heraus, den Besucherinnen und Besuchern sowie den Beschäftigten den bestmöglichen Schutz vor Ansteckungen bieten zu wollen.“

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"Bitte frei lassen" - so heißt es auf der Ersatzbank, die in dem Raum steht, der der „goldenen Generation“ gewidmet ist. Dort ist man zu Corona-Zeiten also nicht zwangsläufig einsam, aber doch nur mit Abstand gemeinsam und erlebt den Weg zu Deutschlands viertem und bislang letztem Weltmeister-Titel aus dem Jahr 2014 noch einmal mit.

Da ist der Schuh, mit dem Mario Götze die DFB-Elf in der Verlängerung zum 1:0 gegen Argentinien schoss. Da sind die Trikots der WM-Helden Manuel Neuer und Miroslav Klose. Und da ist natürlich der riesengroße Ball im Mittelpunkt des Raums. Darauf wird das WM-Feeling lebendig, wenn Videos und Kommentare die Besucher geradezu nach Rio de Janeiro ins Maracanã-Stadion ziehen. Bis zum glitzernden Finale.
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Reichlich Gold- und Silberware gibt es in der Schatzkammer des Deutschen Fußballmuseums. Hier werden die WM- und EM-Pokale aufbewahrt. Fiel das Wort Sicherheit, habe man vor Corona „an den Schutz der Exponate gedacht“, sagt Manuel Neukirchner. Inzwischen hat sich die Bedeutung des Begriffs geändert.

Nun sei Sicherheit in erster Linie als Schutz der Besucher und Beschäftigten vor Ansteckungen definiert. Bereits zwei Wochen vor der Öffnung habe man „mit gesundem Menschenverstand“ ein Konzept zum Gesundheitsschutz erstellt und getestet, betont der Direktor.

Mehr als sieben Wochen war das Deutsche Fußballmuseum wegen der Corona-Pandemie geschlossen. „In der Not wird man erfinderisch“, sagt Manuel Neukirchner, der die Zwangspause zum Anlass nahm, die Digitalisierung voranzutreiben. „Das Erleben im Museum ist durch nichts zu ersetzen. Aber man kann eine Vertiefung oder eine Ergänzung bieten.“

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Die Nationalmannschaft wird in dieser Saison keine Chance bekommen, der Schatzkammer eine weitere Trophäe hinzuzufügen. Die Europameisterschaft wurde ins Jahr 2021 verschoben.

In der Bundesliga rollt der Ball aber wieder. Meisterschale und DFB-Pokal werden – Stand jetzt – bis Ende Juni ausgespielt. Wenn auch vor leeren Rängen.

Wer Fußball als Erlebnis will, ist im Dortmunder Museum derzeit wohl besser aufgehoben. Und hat sogar einige Vorteile gegenüber der Vor-Corona-Zeit, wie Manuel Neukirchner findet.

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Besucherinnen und Besucher haben also keinen Stress. Für Manuel Neukirchner selbst könnte es dagegen stressig werden. Der Museumsdirektor steht nach der Konzeption der Ausstellung und der Umsetzung der Corona-Schutzmaßnahmen vor einer neuen Herausforderung: Wie lässt sich bloß das „Nichterlebnis“ eines Geisterspiels als Erlebnis inszenieren? Denn es besteht kein Zweifel, dass das Thema „Corona und Fußball“ ganz bestimmt einen Platz im Museum bekommen wird.
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Anfang Februar haben meine Haare zuletzt die Schere eines Profis gesehen. Es wird mal wieder Zeit! Doch das Ende des Wildwuchses ist in Sicht. Seit dem 4. Mai dürfen die Salons wieder öffnen. Für Kunden gelten die grundsätzlichen Hygiene- und Schutzregeln: Der Mindestabstand von 1,50 Metern muss eingehalten werden, Händehygiene (waschen und/oder desinfizieren) sowie das Tragen von Mund-Nasen-Bedeckungen sind Pflicht. Menschen, die sich krank fühlen oder Symptome zeigen, erhalten keinen Zutritt.

Darüber hinaus gibt es noch eine Reihe von Schutzmaßnahmen zu beachten. Davon mache ich mir selbst ein Bild. Am Ende der ersten Woche nach Wiedereröffnung habe ich einen Termin in Tim Schädlichs „Total Beauty Salon“ in Eltville bekommen.

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Wer die Haare geschnitten bekommen möchte, braucht einen Termin. Zu den Corona-Auflagen, die die Bundesländer beschlossen haben, gehören nämlich auch die „Steuerung des Zutritts“ und die „Vermeidung von Warteschlangen“. Um das zu gewährleisten, hat die BGW (Berufsgenossenschaft für Gesundheitsdienst und Wohlfahrtspflege) einen SARS-CoV2-Arbeitsschutzstandard für das Friseurhandwerk erarbeitet. Darin steht: Keine „Walk in“-Termine, möglichst keine Begleitpersonen. Das passt bei mir – zumal der Fotograf genügend Abstand hält.

Bevor es losgeht, muss ich noch meine persönlichen Daten (Name und E-Mail oder Telefonnummer) und den genauen Termin aufschreiben. Damit ist sichergestellt, dass im Falle einer Corona-Erkrankung die Infektionskette nachvollzogen werden kann.

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Vor der Eintragung habe ich meine Hände desinfiziert. Darauf hat mich Lara Köhler gleich beim Betreten des Salons hingewiesen. Die Auszubildende wird mir gleich den Kopf waschen. Also vielmehr die Haare. Denn auch das gehört zum Arbeitsschutzstandard in Corona-Zeiten: Die Haare müssen vor der Behandlung im Salon gewaschen werden. Dabei wird Lara Köhler wie vorgeschrieben Handschuhe tragen ¬– „von der Begrüßung bis mindestens nach der Haarwäsche“, wie es auf dem detaillierten Aushang der BGW („Pandemie – Infektionsrisiken reduzieren“) heißt.
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Meine Mund-Nasen-Bedeckung ist allerdings ein Problem. Ein kleines zumindest. Friseur Tim Schädlich sind die beiden Bänder im Weg, die meine Maske mit dem Faultiermotiv hinter dem Kopf zusammenhalten. Er möchte sie nicht aus Versehen durchtrennen. Das will ich auch nicht. Es wäre doch zu schade um die niedlichen Faultiere. Zum Glück hat der Friseurmeister aus Eltville genügend Einwegmasken angeschafft.

Überhaupt hat er seine Vorräte aufgestockt. „Wir haben noch einmal mehr Materialien zur Sicherheit besorgt, weil wir nicht wussten, wie viele Kunden kommen würden“, sagt Tim Schädlich. Mehr Umhänge, mehr Handtücher also. Damit es nicht zu Engpässen kommt. Denn in den BGW-Regeln ist unmissverständlich festgelegt, dass beispielsweise Kundenumhänge und die Schutzkittel der Beschäftigten nach jeder Behandlung in die Wäsche gehören. Eine ganz große Umstellung war das für Tim Schädlich und sein Team aber gar nicht, wie er im Video erklärt.

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Die Hygienestandards sind das eine, das Kundenaufkommen ist das andere. Das war in der ersten Zeit nach der Wiedereröffnung so groß, dass Tim Schädlich eine studentische Aushilfe engagiert hat, die sich nur um das Säubern und Desinfizieren von Scheren, Kämmen und anderen Werkzeugen kümmert. So hat das Team von Tim Schädlich den Rücken frei, um sich ganz den Kundinnen und Kunden zu widmen.

Der Ansturm war in den ersten Maiwochen enorm. „Das Pensum ist Wahnsinn, das ist schon heftig“, sagt Tim Schädlich. Um dem Herr zu werden, erweiterte er die Öffnungszeiten. Seine 20-köpfige Belegschaft und er arbeiteten in fest eingeteilten Schichtteams zusätzlich auch am eigentlich freien Montag, der Salon war von 9 bis 20 Uhr geöffnet, donnerstags – das galt aber schon vor der Corona-Krise – sogar bis 22 Uhr.

Darüber beklagt sich aber niemand. Im Gegenteil: „Die Kunden sind froh, dass sie bei uns wieder Termine bekommen. Wir sind froh, dass wir wieder arbeiten können“, zog Tim Schädlich schon am Ende der ersten Woche nach Wiedereröffnung Zwischenbilanz. „Zusammen kriegt man das gut hin.“

Gleichwohl brachten die strengen Auflagen planerische Herausforderungen mit sich. „Wir mussten uns erst einmal anschauen: Wie viel Zeit brauchen wir für einen Kunden? Wie viel Zeit brauchen wir für die Vorbereitung, sprich die Desinfektion der Arbeitsplätze und Werkzeuge?“, erklärt Tim Schädlich.

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In der Praxis zeigt sich: Unter dem Strich benötigen die Friseure im Eltviller Salon in etwa die gleiche Zeit pro Kunde wie vor der Corona-Krise. Zwar dauert es wegen des vorgelagerten Waschens und Föhnens eine halbe Stunde länger, Haare zu färben und Strähnen zu machen. Aber dafür muss Tim Schädlich auf einige Serviceleistungen verzichten, die ansonsten zum Standard gehören.

In seinem „Total Beauty Salon“ in Eltville im Rheingau besinnt er sich in der Anfangszeit nach dem Neustart zwangsweise auf das Wesentliche. Waschen, schneiden, föhnen heißt das. Make-up, Wimpern, Augenbrauen, Bartpflege – in der Anfangszeit nicht erlaubt. Wie auch eine Reihe anderer Serviceleistungen.

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Seit meinem Friseurtermin sind ein paar Wochen vergangen. Ein paar Regeln sind gelockert worden, die Berufsgenossenschaft BGW veröffentlicht regelmäßig Updates.

Besonders strikt sei auf die „ausschließlich personenbezogene Benutzung jeglicher Arbeitskleidung und persönlicher Schutzausrüstung (PSA) zu achten“, heißt es in einem dieser Nachträge zum Arbeitsschutzstandard.

Außerdem sind beispielsweise Gesichtsbehandlungen wie Make-up, Wimpernpflege oder Bartrasuren unter Auflagen wieder möglich. Bei diesen Dienstleistungen, so schreibt es die BGW, „tragen Beschäftigte immer mindestens FFP2-Masken oder Masken mit der Bezeichnung N95 und KN95, ergänzt durch eine Schutzbrille oder einen Gesichtsschild, um sich vor Kontaktinfektionen zu schützen. Zum Schutz der Kundschaft dürfen Atemschutzmasken kein Ausatemventil enthalten.“

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Die zwischenzeitlich angeordnete Schließung und die Auflagen zur Wiedereröffnung hält Tim Schädlich für richtig. „Ich finde, man muss das entspannt sehen, sich mit der neuen Situation auseinandersetzen, eine Lösung finden und die Prozesse anpassen“, sagt der Friseur aus Eltville. Persönlich sei er froh über die Corona-Zwangspause gewesen, „weil ich wusste, worauf ich mich einzustellen habe. Wir hatten zu dem Zeitpunkt ohnehin nur noch 10 bis 15 Prozent des Umsatzes. Dann kann ich den Laden auch zulassen, um die Gesundheit der Mitarbeiter und Kunden zu schützen.“

Er stellte schon vor der Schließung eine Kalkulation auf: Was sind die laufenden Kosten? Wie lange halten wir durch ohne Einnahmen? Die sechs Wochen der Schließung seien für das Unternehmen schon ein harter Einschnitt gewesen: „Aber grundsätzlich bin ich der Meinung, dass irgendetwas falsch läuft, wenn ein Unternehmen es nicht schafft, mal sechs Wochen zu überbrücken.“

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Kurz ist auch für mich das Stichwort: Meine Haare sind wieder in Form. Tim Schädlich kümmert sich um den letzten Feinschliff, föhnt und stylt mich. In den nächsten Wochen muss ich mir keine Gedanken um meine Frisur machen.

Für mich heißt es nur noch: Rechnung bezahlen, raus an die frische Luft und die Maske abnehmen. Die Friseure hingegen müssen die Masken den ganzen Tag über bei der Arbeit tragen. Darum beneide ich sie – wie alle andere, denen es genauso geht – definitiv nicht. Aber Sicherheit geht nun einmal vor.

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