Glanz weit oben
Der gefährliche Job der GlasreinigerGlanz weit oben
von Holger Schmidt
und Dominik Buschardt
Lässt sich der Ausblick bei der Arbeit genießen?
Gegen den Absturz
Auch Einwascher und Abzieher sind gesichert, falls sie den Männern bei der Reinigung aus der Hand fallen sollten. Zwar ist der Fußgängerbereich unterhalb des Areals, wo Fenster und Fassade gereinigt werden, weiträumig abgesperrt. Aber sicher ist sicher.
In Position gebracht
Nur zu zweit!
"Schlitten" für die Stabilität
Demirbas und Tülü haben jeweils eine Metallleiste mit sechs Plastikrollen, „Schlitten“ genannt, in der Hand und bringen sie an der Führungsschiene an. Eine Fummelarbeit, die die Männer routiniert und schnell erledigen. Und die wichtig ist für die Stabilität und eine zusätzliche Sicherheit.
Damit sind die Vorbereitungen abgeschlossen. Die Fensterreinigung kann losgehen!
"Von oben nach unten"
Sechs bis sieben Wochen dauert die Reinigung des Messeturms, der seit 1990 wie ein gigantischer, gut angespitzter Bleistift emporragt. Unten eckig und ein wenig verwinkelt, nach oben hin rund und ganz oben die Spitze.
Die Architektur bringt durchaus Tücken mit sich. Nach acht bis zehn Stockwerken müssen die WISAG-Mitarbeiter nämlich die Führungsschienen wechseln. Kazim Demirbas veranschaulicht, was das bedeutet: „Aushängen, ausschwenken, positionieren, einhaken – da haben wir ein bisschen Stress.“ Also wiederholt sich der gleiche Sicherungsprozess wie vor dem Start oben auf der Plattform. Ist der zweite Manövriervorgang beendet, kann es auf den nächsten Etagen weitergehen mit der Glasreinigung.
Was ist die größte Gefahr?
So sicher wie möglich
Denn eine genaue Angabe findet sich in der Arbeitsschutzrichtlinie nicht, ab welcher Windgeschwindigkeit die Arbeiten einzustellen sind. Die Hersteller der Fassadenaufzüge berechnen die maximale Arbeitswindlast für ihre Gondeln.
Die WISAG Gebäudereinigung sorgt aber schon lange vor Aufnahme der Tätigkeiten dafür, dass die Mitarbeiter so sicher wie möglich arbeiten können, betont Sascha Ritter. Seit sechs Jahren ist er als Fachkraft für Arbeitssicherheit (Sifa) tätig.
"Prävention ist das Wichtigste"
Lieber ohne Leiter
Da wäre die UV-Strahlung. Insbesondere im Sommer müssen sich die Beschäftigten, die draußen arbeiten, mit Kopfbedeckung, Sonnenbrille, langer Kleidung und Sonnencreme schützen.
Da wären die Schnittverletzungen. Zum Beispiel, wenn im Papiermüll Glas oder scharfkantige Gegenstände entsorgt werden, die die Reinigungskraft dort nicht vermutet.
Da wären die SRS-Unfälle, also Stolpern, Rutschen, Stürzen. Diese treten etwa bei der Treppenhausreinigung auf. Oder bei der Benutzung eines der gefährlichsten Arbeitsmittel überhaupt, der Leiter. Die WISAG bemüht sich um Alternativen dazu, wie Ritter erklärt (Klick auf Play-Button).
Das Reinigungsmittel
In Frankfurt verwenden die Glasreiniger umweltverträglichen Neutralreiniger. Zu ihrem persönlichen Schutz tragen sie dabei Schutzhandschuhe.
Die personenbezogenen Maßnahmen sind aber – wie in allen Branchen – auch in der Gebäudereinigung in der Hierarchie der Schutzmaßnahmen nachrangig hinter technischen und organisatorischen Maßnahmen. Wie sich dieses sogenannte TOP-Prinzip des Arbeitsschutzes am Messeturm darstellt, veranschaulicht Ritter im Video.
Das TOP-Prinzip am Messeturm
Routine im Reinigen
Für Süleyman Tülü und Kazim Demirbas ist das Reinigen von Hochhäusern inzwischen Routine. Tülü ist zum dritten Mal am Messeturm im Einsatz. Immer von oben nach unten, ungefähr 120 Fenster am Tag. Gezählt hat er die Fenster nicht, die er dort zum Glänzen bringt.
So sehr ihm die Arbeit in der Gondel auch Spaß macht – nach sechs oder sieben Wochen ist er froh, bei der Arbeit auch mal wieder festen Boden unter den Füßen zu haben, wie er im abschließenden Video sagt.